Spiel Nicht Mit Mir
Ulrich Roski
Die Liebe ist kein Spiel
Und die, die's nicht wissen
Die müssen's halt lernen
So war es auch bei Bernd und Ruth
Bernd wollte absolut immer nur spielen
Aber Ruth sagte: „Nein, nein
Und abermals nein!
Spiel nicht mit mir
Das verbiete ich dir
Ich bin zu schade dazu!
Es wird Zeit, dass du lernst
Manchmal wird es auch ernst -
I donna wanna play with you!"
Mit Bernd und mit Ruth
Lief alles ganz gut
Sie gingen zusammen zur Schule, als die Sache begann
Es gab nur einen Fehler:
Bernd war noch Pennäler
Und Ruth gehörte längst dem Lehrkörper an
Und das ist tabu
Und es kommt noch was hinzu
Was die Sache auch nicht eben einfacher macht:
Sie war schon seit Jahren
In der Liebe erfahren -
Aber er war erst acht
Beim ersten Rendezvous
Da spielten sie Blindekuh
Und dann am zweiten Tag
Trug sie ihn Huckepack
Er rief: „So kann's weiter geh'n
Die Liebe ist wunderschön!
Beim nächsten Mal bringe ich Schippe
Und Eimer und Buddelförmchen mit."
Da rief sie:
„Spiel nicht mit mir
Das verbiete ich dir
Ich bin zu schade dazu!
Es wird Zeit, dass du lernst
Manchmal wird es auch ernst -
I donna wanna play with you!"
Ruth hielt sich seither
An keine Lehrpläne mehr
Nahm sogar eine Dienstaufsichtsbeschwerde in Kauf
Rechnen, Lesen und Schreiben
Mussten strikt unterbleiben
Sie klärte nur noch konsequent im Unterricht auf
Dann sagte sie: „Bernd
Zeig, was hast du gelernt?
Komm heut' Abend zu mir, jeder Griff ist erlaubt!"
Doch er hat unterdessen
Wieder alles vergessen
Und nur noch fester an den Storch geglaubt
Sie machten sich auf den Weg
Zum Tanz in der Diskothek
Und sie bat: „Sei so gut
Und nenn mich nicht Tante Ruth!"
Dann, beim heißesten Rock
Erlitt sie fast einen Schock
Denn er sang: „Ringel-Ringel-Reihe
Wir sind der Kinder dreie."
Da schrie sie:
„Spiel nicht mit mir
Das verbiete ich dir
Ich bin zu schade dazu!
Es wird Zeit, dass du lernst
Manchmal wird es auch ernst -
I donna wanna play with you!"
Enttäuscht und voll Wut
Hat die verbitterte Ruth
Den Oberstudiendirektor erhört
Er kam zu ihr und trug
Einen Matrosenanzug
Weil sie es so gewöhnt war, doch sie wurden gestört
Da stand Bernd in der Tür
Er sprach: „Die Frau gehört mir!" -
Hielt den Gegner mit der Wasserpistole in Schach
Zerrte Ruth auf sein Dreirad
Und zwang sie zur Heirat
Sie stöhnte: „Jetzt ist endlich doch der Mann im Kind erwacht!"
„Komm, wir beide geh'n aufs Standesamt!"
Schwärmte sie vor Glück
„Ich kleide dich in Seide und Samt!"
Schwärmte er zurück
„Dann sind wir Frau und Mann
Dann fängt das Leben erst an
Und dann manchen wir in der Hochzeitsnacht
Eine unwahrscheinliche Kissenschlacht!"
Da rief sie: „Nein, nein, nein
So darf es nicht sein
Adieu mein Schatz, ich gebe dich frei
Bei mir hast du verspielt
Jetzt weißt du, wie man sich fühlt
Wenn man sagen muss:
My darling, good bye!"
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