Seifenblasen
Reinhard Mey
Ich stehe am offenen Fenster,
Puste Seifenblasen vor mich hin.
Zufällig fand ich das Röhrchen dazu
Beim Aufräumen im Schrank vorhin.
Sie schenkte es mir irgendwann mal aus Jux.
Jetzt stehe ich Narr, der ich bin,
Und puste am offenen Fenster
Seifenblasen vor mich hin.
Keine Ahnung, wohin sie gegangen ist,
Ich weiß nicht einmal, warum.
Ich weiß, daß sie fort ist und glaub's doch nicht ganz
Und steh' unentschlossen herum.
Ich hab' mich noch ganz gut in der Gewalt,
Bis auf den Knacks in meinem Sinn,
Und ich puste am offenen Fenster
Seifenblasen vor mich hin.
Im Fensterglas blickt mein Spiegelbild
Stumpf und ausdruckslos drein.
Vielleicht nahm ich ihr die Freiheit,
Hab' ihren Stolz gekränkt, mag sein.
Vielleicht hab' ich ihr zu offen gezeigt,
Wie wenig ich ohne sie bin,
Und ich puste am offenen Fenster
Seifenblasen vor mich hin.
Mein Kopf ist leer und leer mein Verstand.
Ungläubig steh' ich stur
Mit einem Spielzeug in der Hand,
Eine lächerliche Figur.
Ich glaube, daß ich ohne sie
Zu nichts Besserem fähig bin,
Und so pust' ich am offenen Fenster
Seifenblasen vor mich hin.
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